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Umweltzertifikate im Gesundheitswesen – welche gibt es und wodurch unterscheiden sie sich

Es wird in Zukunft immer wichtiger werden, Umweltziele und Nachhaltigkeit des einzelnen Unternehmens belegen zu können. Hierfür gibt es sogenannte Umweltzertifikate. Zertifikate zeichnen Unternehmen aus, die auf freiwilliger Basis bestimmte Regelwerke einhalten. Diese beziehen sich in der Regel auf spezifische Maßnahmen und Qualitätsmerkmale in den Bereichen Management, Produktgestaltung und Umgang mit Interessensgruppen. Zertifikate machen dieses freiwillige Engagement sichtbar und können das Image des Unternehmens nach innen und außen verbessern. Durch eine Zertifizierung entscheiden sie sich dafür, Umwelt und Klima zu schützen und stärken gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit. Die bekanntesten Zertifikate im deutschen Gesundheitswesen sind EMAS und DIN ISO 14001. ISO-Standards definieren internationale Rahmenbedingungen, an denen sich Unternehmen auf freiwilliger Basis orientieren können. Im Bereich des Umweltschutzes ist insbesondere die 14000er-Reihe von Bedeutung. Die ISO 14001 legt ihren Schwerpunkt auf Managementprozesse. Sie bietet keine konkreten Vorgaben, an die sich Unternehmen halten müssten, sie ist ein Leitfaden, der es den Anwendern überlässt, wie die Empfehlungen umgesetzt werden. Sie fordert aber die Einhaltung der Verpflichtungen, die sich das Unternehmen selbst in ihrer Umweltpolitik auferlegt hat.

 

EMAS ist ein von der EU entwickeltes Umweltmanagement und Umwelt-Auditsystem. Von insgesamt 1114 deutschen EMAS zertifizierten Organisationen sind aktuell 31 aus dem Gesundheitswesen und 29 aus dem Heimbereich – ohne Erholungs- und Ferienheime – (Quelle: EMAS). EMAS-registrierte Organisationen betreiben ein standardisiertes Umweltmanagementsystem (UMS) und müssen jährlich eine Umwelterklärung veröffentlichen, in der sie darlegen, was sie im Umweltschutz erreicht haben und wo weiterer Handlungsbedarf besteht.

 

Beide Zertifizierungen können auf jede Art und Größe des Unternehmens sowie auf unterschiedliche geografische, kulturelle, soziale und ökologische Bedingungen angewendet werden. Ziel ist es, den Umweltschutz des Unternehmens auf einem umweltverträglichen Stand zu halten und kontinuierlich zu steigern.

 

Es erfolgt ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP), d. h. Maßnahmen, Zuständigkeiten und Verfahrensweisen werden regelmäßig angepasst und weiterentwickelt.

 

Eine solche Zertifizierung ist allerdings nicht ebenso nebenbei zu erlangen. Meist werden dafür eigene Zuständige eingestellt, bzw. aus den eigenen Reihen berufen. Letzteres stellt sich meist vorteilhafter dar, da die Kenntnisse über das Unternehmen bereits vorliegen und somit der bereichsübergreifende Transformationsprozess effektiv gestaltet werden kann. Besonders arbeitsintensiv sind jedoch die Monate bis zur Erlangung der Zertifizierung. Der Erhalt und die dann folgenden regelmäßigen Re-Zertifizierungen sind mit deutlich weniger personeller Kapazität darstellbar.

 

Die Einführung einer Umweltzertifizierung geht auch mit Kosten einher, die in der Höhe je nach Unternehmensgröße und Branche variieren. Sie sind außerdem von internen und externen Faktoren abhängig. Nach einer Umfrage des Umweltbundesamtes betrugen die Kosten für die Erstzertifizierung bei zwei Drittel der Befragten (kleine und mittelständische Unternehmen) unter 10.000 Euro. Auch die jährlichen Folgekosten waren in den meisten Fällen nicht höher. (Studie EMAS in Deutschland, Evaluierung 2012)

 

Eine Umweltzertifizierung bietet aber auch Vorteile und stellt daher einen Mehrwert für das Unternehmen dar. Das Image wird verbessert, da aufgezeigt wird, dass ein geprüfter und zeitgemäßer Umweltschutz betrieben wird. Durch die Umsetzung der Maßnahmen und ein ressourcenschonendes Handeln können außerdem laufende Kosten gesenkt werden. Mitarbeiter können miteingebunden werden, dadurch steigt die Motivation.

 

In Abb. 2 sind die Hauptunterschiede zwischen EMAS und ISO 14001 dargestellt.

 

EMAS*ISO 14001**
Umweltprüfung aller direkten und indirekten Umweltaspekte, inklusive BeschaffungsverfahrenKeine Umweltprüfung erforderlich, nur Identifizierung von Umweltaspekten

 

Fokus liegt auf kontinuierlicher Verbesserung der Umweltleistung

 

Fokus liegt auf Verbesserung des Managementsystems

 

Externe Berichterstattung durch Umwelterklärung erforderlich

 

Umweltpolitik muss öffentlich zugänglich sein, keine Berichterstattung erforderlich

 

Aktive Beteiligung der Arbeitnehmer und ihrer Vertreter

 

Schulungen

 

Festgelegte Methode und Turnus der internen Betriebsprüfung

 

Internes Audit des Managementsystems

 

Ein zugelassener Umweltgutachter validiert die Umwelterklärung und verifiziert die Umsetzung des Managementsystems

 

Zertifizierung gemäß ISO-Normreihe

 

Jede Organisation ist in einem öffentlichen Verzeichnis mit eigener Registrationsnummer gespeichert

 

Kein öffentliches Verzeichnis

 

*Quelle: EMAS
**Quelle: ISO

 

Für jedes Unternehmen gibt es Möglichkeiten zum Umweltschutz beizutragen. Die Umwelt und auch das Unternehmensimage werden es jedem danken, der ein Umweltmanagementsystem einführt.