PEG News

Bericht des Vorstands 2023

PEG - Foto von Jens Leveringhaus dem Vorstandsvorsitzenden

Im Dezember des vergangenen Jahres kürte die Gesellschaft für deutsche Sprache den Begriff Krisenmodus zum "Wort des Jahres". Eine Entscheidung, die ich persönlich gut nachvollziehen kann, denn die Welt, Europa, Deutschland und unser Gesundheitswesen befanden sich damals und auch noch heute im permanenten Krisenmodus. 

 

Nach drei Jahren Corona-Pandemie endeten im April 2023 die letzten bundesweit geltenden Schutzmaßnahmen. Gleichzeitig gingen die verbliebenen drei Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. Die Konjunktur dümpelte danach vor sich hin und die deutsche Wirtschaft stagnierte weitgehend.

 

Der Krieg in der Ukraine wird bis heute mit unverminderter Härte fortgeführt. Was im Gedächtnis bleibt, sind die schwere Beschädigung des Dammes des Kachowka-Stausees, bei der mehrere Orte überflutet wurden, sowie die Rebellion der russischen Privatarmee Wagner,  die mit dem Tod von Wagnerchef Jewgeni  Prigoscim endete. Eine positive Randnotiz: Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag erließ Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen Kriegsverbrechen. Finnland wurde offizielles Nato-Mitglied, doch die Türkei und Ungarn blockieren die Aufnahme Schwedens.

 

Neben dem Krieg in der Ukraine spitzte sich in der zweiten Jahreshälfte die Krise in Nahost zu. Im Oktober überfiel die Terrororganisation  Hamas vom Gazastreifen aus Israel und richtete unter Zivilisten Massaker an. Israel reagierte mit Gegenangriffen, die Hamas feuerte weiter Raketen auf Ziele in Israel. Die Welt kam und kommt leider auch heute noch nicht zur Ruhe.

 

In Deutschland war das Jahr 2023 geprägt durch den Dauerstreit in der Ampel-Koalition, Sorge um die hohe Inflation und das neue Heizungsgesetz. Zusätzlich erklärte im November das Bundesverfassungsgericht die Umschichtung von 60 Milliarden EUR an nicht benötigten Corona-Krediten in den Klima- und Transformationsfond für unrechtmäßig. Die Ampel stürzte in eine Haushaltskrise. Im gleichen Monat erklärte das Oberverwaltungsgericht BerlinBrandenburg die Klimapolitik der Bundesregierung für rechtswidrig. Sie verpflichtete die Ampel-Koalition dazu, Sofortprogramme für die Bereiche Verkehr und Gebäude vorzulegen, in denen 2021 und 2022 zu viele Treibhausgase ausgestoßen wurden. Höhepunkt und letztendlich sinnbildlich für das Chaos in der derzeitigen deutschen politischen Landschaft war dann die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Dezember, dass in Berlin eine Wiederholung der Bundestagswahl in jedem fünften Wahllokal nötig ist.

 

Weltweit war das Jahr 2023 das bis dato heißeste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen: Seit Juli 2023 stellte fast jeder Tag einen neuen globalen Lufttemperaturrekord für die jeweilige Jahreszeit auf. Die Meeresoberflächentemperaturen erreichten ebenfalls neue Höchstwerte. Deshalb ist nicht überraschend, dass der Weltklimarat in seinem Abschlussbericht bereits im März feststellte, dass die 1,5-Grad-Grenze vermutlich schon zwischen 2030 und 2035 überschritten würde. Auch deshalb riefen im Dezember in Dubai auf dem UN-Klimagipfel COP28 Deutschland und mehr als 30 andere Staaten einen Klimaclub ins  Leben, der beim Umbau auf eine CO2-neutrale Wirtschaft helfen soll. Doch im Abschluss- bericht des Gipfels wurde der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wieder aufgeweicht. In Erinnerung werden uns allerdings eher die Klima-Kleber der „Letzten Generation“ bleiben, obwohl im Jahr 2023 auch unsere Bauern aus Protest gegen die geplanten Agrarkürzungen den Verkehr aufhielten.

 

Bleibt positiv zu vermerken, dass Julian Nagelsmann neuer Trainer der Fußball-Nationalmannschaft wurde und die Demokratie doch noch Siege gegen rechts erzielen konnte. Denn gestützt durch die Bevölkerung errang in Polen ein Oppositionsbündnis die Mehrheit bei der Parlamentswahl und löste die PiS-Partei ab.

 

Auch wenn sich die PEG nicht im permanenten Krisenmodus befand, so war das Jahr 2023 auch für unsere Genossenschaft mit vielen Höhen und Tiefen und ständigen Herausforderungen verbunden. Der Umgang mit gestörten Lieferketten, das Abwenden teilweise ungerechtfertigter Preissteigerungen für unsere Mitglieder oder auch der anhaltende Fachkräftemangel führten zu einer neuen Sichtweise auf unser bisheriges Geschäftsmodell. Neben Effizienz gewinnt die Resilienz immer mehr an Bedeutung.

 

Vor allem für die Mitarbeitenden der PEG begann 2023 erst einmal positiv. So wurde die betriebliche Altersversorgung neu geregelt und attraktiver gestaltet. Nach zwei Jahren ohne Gehaltsanpassung gab es auch hier Positives zu vermelden, wie die über 24 Monate gestaffelte Auszahlung der staatlich geförderten Inflationsprämie. Darüber hinaus wurden mit der Einführung neuer Softwareapplikationen wie Personio und Lanes & Planes die internen Abläufe weiter optimiert und Kosten gespart.

 

Diese Investitionen in neue Systeme und Personal waren einerseits dringend notwendig, andererseits auch dem zu Beginn des Jahres noch positiven Jahresausblick geschuldet.  Im Vorstand gingen wir zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass der dann erst Ende Dezember abgeschlossene Kooperationsvertrag mit der Asklepios Großhandelsgesellschaft mbH sehr viel früher unterschrieben werden würde (dazu später mehr).

 

In den ersten Monaten 2023 lief der Geschäftsbereich Nachhaltigkeit & Beratung gut an. Es gab zahlreiche Impulsworkshops zur ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Krankenhäusern, z. B. im Universitätsklinikum Düsseldorf sowie im  Rotkreuzklinikum München. Diese anfänglichen Erfolge ließen darauf schließen, dass sich auch der Rest des Jahres vor allem im Bereich der Nachhaltigkeitsberatung weiter positiv  entwickeln würde. Doch wie bereits im Jahr zuvor wurde in den Krankenhäusern die Notwendigkeit, sich auf die ab dem Jahr 2026 gesetzlich vorgeschriebene und somit verpflichtende Berichtspflicht nach CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) vorzubereiten, erneut verkannt. Aus Überzeugung und vor dem Hintergrund der Vision „einer gesunden Welt für gesunde Menschen“ hat unsere  Genossenschaft die PEGreen Initiative trotzdem weiter vorangetrieben.

 

 

 

PEG - Fachsymposium mit allen Teilnehmenden

Unser Engagement beim KlinKe-Projekt der Berlin School of Economics & Law, einer Studie über die CO2-Bewertung von Sekundärprozessen in Krankenhäusern, führten wir auch im vergangenen Geschäftsjahr weiter fort. Neben zahlreichen Vorträgen zum Thema Nachhaltigkeit auf diversen Veranstaltungen war vor allem das 2. PEG-Fachsymposium zur Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen ein Highlight. Es fand dieses Mal am 20. Juni in Frankfurt am Main statt. Die Anzahl der Teilnehmenden konnte gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt werden, was uns, die Ausstellenden sowie unsere Referentinnen und Referenten gleichermaßen freute. Höhepunkt der Veranstaltung war sicherlich der Vortrag von Dr. Katharina Weiss-Tuider über die Polarstern Expedition. Es war die größte Forschungsreise in die Arktis unserer Zeit, bei der der deutsche Forschungseisbrecher "Polarstern" mit über 600 Crewmitgliedern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus über 20 Nationen an Bord, angedockt an eine Eisscholle durch das Nordpolarmeer driftete. Ziel war es, herauszufinden, wie sich die dramatischen Veränderungen in der Arktis auf das Weltklima auswirken. Ein Vortrag, der alle Anwesenden faszinierte und begeisterte.

 

Die PEG war darüber hinaus auf zahlreichen, weiteren Gesundheitskongressen vertreten –  mit eigenem Stand oder durch persönliche Präsenz. Die Bundesfachtagung femak, das DRG-Forum, die Medlogistica, der Hauptstadtkongress oder der Kongress für Demographie und Nachhaltigkeit sind nur einige der vielen  Veranstaltungen. Für mich persönlich war es dabei eine große Freude, auf der Jubiläumsveranstaltung des VPKA meinen ehemaligen Vorstandskollegen Herbert-Mario Pichler wiederzutreffen.

 

Das Engagement der PEG ging im Jahr 2023 aber auch über die deutschen Grenzen hinaus. Im Rahmen des ersten „Procurement Transformers‘ Meeting“ trafen sich Geschäftsführende von Einkaufsgemeinschaften anderer Länder (darunter auch Kanada) zu einem Austausch über aktuelle Themen in den Bereichen Einkauf, Logistik und Beschaffung. Organisiert und durchgeführt wurde dieses Treffen von Health ProcEurope, dessen Vorsitzende Elisa Frenz die PEG eingeladen hatte, über die eigenen Nachhaltigkeitsbestrebungen zu berichten.

 

Darüber hinaus war die PEG weiter engagiert in der Arbeitsgruppe „Krankenhaus der Zukunft“ von Health Care Bayern, im Healthcare Content Data Portal (HCDP), einem Gemeinschaftsprojekt der deutschen Einkaufsgemeinschaften, der Arbeitsgruppe zur Ökologischen Kreislaufwirtschaft im Gesundheitswesen, initiiert von Professor Dr. Thomas Otto (Rheinland Klinikum Neuss) sowie beim ZUKE Green Health Kongress. Im Herbst erschien außerdem das Buch „Green Health“, das ich gemeinsam mit Sebastian Wibbeling herausgegeben habe und das sich hoher Nachfrage erfreut.

 

Das in 2023 und auch in den Jahren zuvor gezeigte Engagement der PEG für mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen hatte der Genossenschaft und dem Vorstand Anerkennung und gleichzeitig eine Menge Kritik eingebracht. Zahlreiche Mitglieder der PEG sahen den strategischen Einkauf und somit das Kerngeschäft der PEG gefährdet. Am 18. Dezember 2023 wurde mit den Unterschriften unter dem Kooperationsvertrag zwischen der Asklepios Großhandelsgesellschaft mbH und der P.E.G. Einkaufs- und Betriebsgenossenschaft eG die Zukunft des strategischen Einkaufs der PEG gesichert. Zwei Jahre lang hatten sich beide Seiten angenähert, Gespräche geführt, Ideen entwickelt, Rahmenbedingungen festgelegt, rechtliche Fragestellungen geklärt, Probleme beseitigt, Verträge verhandelt und letztendlich den gemeinsamen Kooperationsvertrag unterschrieben.

 

Diese Einkaufskooperation ist der wichtigste Baustein für den zukünftigen Erfolg der PEG. Er soll neben den Geschäftsbereichen Verpflegungsmanagement, Nachhaltigkeit & Beratung sowie der PEG Akademie für steigende Umsätze sorgen.

Kritik aus den Einrichtungen gab es auch an der durch die Generalversammlung mit großer Mehrheit verabschiedete und im Nachgang in die Satzung der P.E.G. eG aufgenommene Einführung eines jährlichen Leistungsbeitrages. Jedes Mitglied ist nun verpflichtet, für die Inanspruchnahme und Weiterentwicklung der gemeinschaftlichen Einrichtungen sowie des allen Mitgliedern zur Verfügung stehenden Dienstleistungs- und Digitalisierungsangebots der Genossenschaft einen jährlichen Leistungsbeitrag zu zahlen. Aufgrund der fehlenden Verbindlichkeit zahlreicher Mitglieder bei der Nutzung des genossenschaftlichen Einkaufs und den damit einhergehenden sinkenden Bonusumsätzen bei gleichzeitig steigendem Bedarf nach Einkaufsberatung, war dieser Schritt notwendig geworden.

 

Steigende Umsätze konnte im Jahr 2023 nur das Verpflegungsmanagement erzielen. Neben den gestiegenen Bonuserlösen über das vermittelte Einkaufsvolumen im Lebensmittelbereich haben wir auch den Umsatz über das eigene Bestell- und Organisationssystem (BOS) stetig gesteigert.

 

Vor allem nach den im Jahr 2022 getätigten Investitionen, blieb die Umsatzentwicklung in der PEG Akademie hinter den Erwartungen. Hier konnten die gesetzten Ziele trotz weiterer Straffung des Kursangebots und kontinuierlicher Verbesserung der Qualität der angebotenen Seminare nicht erreicht werden. Ursache waren die sehr zurückhaltenden Buchungszahlen aufgrund von Inflationssorgen, Kostenproblemen und den damit verbundenen Einsparungsmaßnahmen in den Gesundheitseinrichtungen. Hinzu kam, dass nach wie vor weniger als 15 Prozent der angemeldeten Teilnehmenden aus Mitgliedseinrichtungen stammten.

 

Auch wenn die Zahlen derzeit eine andere Sprache sprechen, streben wir auch weiterhin ein starkes Umsatzwachstum an, vor allem über eine signifikante Steigerung des vermittelten Einkaufsvolumens. Dies kann jedoch nicht ohne Unterstützung unserer Industriepartner sowie der notwendigen Mitarbeit und Verbindlichkeit der PEG Mitgliedseinrichtungen erfolgen. Aus diesem Grund haben wir auch 2023 dazu genutzt, zahlreiche Unternehmen vor Ort zu besuchen und Treffen zu organisieren, um Kontakte zu pflegen und Netzwerke auszubauen. Darunter befanden sich vor allem zahlreiche Mitgliedseinrichtungen, denen wir persönlich vor Ort die Neuausrichtung der PEG erklärten. Außerdem haben wir die Beziehungen zu unseren zahlreichen Kooperationspartnern weiter ausgebaut. Besonders hervorzuheben ist hier die Firma Momentum Novum.

 

Weiterhin sind die unterschiedlichen Commitmentbeiräte das wichtigste Netzwerk der PEG. Auch hier fanden im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Treffen statt, um aktuelle Themen zu diskutieren oder auch innovative Lieferantenpartner vorzustellen. Die große Commitmentbeiratssitzung fand im Oktober erneut im Hotel Courtyard by Marriott in München-Garching statt. Sie folgte auf die Generalversammlung, die am gleichen Ort abgehalten wurde.

 

Die PEG präsentiert sich mittlerweile als moderner Arbeitgeber mit flexiblen Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodellen. Über das Thema Nachhaltigkeit bietet die PEG insbesondere Berufseinsteigerinnen und -einsteigern einen echten Anreiz, was sich an der Anzahl und der Qualität von Bewerbungen auf offene Stellen gut messen lässt. Neben den zu Beginn dieses Berichtes beschriebenen Personalmaßnahmen wird die PEG weitere Schritte unternehmen, um beim Kampf um Fachkräfte vorne mit dabei zu sein.

 

Den permanenten Krisenmodus können wir im Kleinen wie im Großen nur gemeinsam bewältigen. Die PEG bietet als Genossenschaft seit über 50 Jahren den notwendigen gesellschaftlichen und unternehmerischen Rahmen, dies im Gesundheitswesen zum Wohle aller Menschen heute und auch in Zukunft zu tun. Darauf können wir alle stolz sein.

 

Mit genossenschaftlichen Grüßen

 

Ihr Vorstandsvorsitzender

Jens Leveringhaus